Familienpolitik: Nahles empfiehlt SPD Abkehr vom Vollzeit-Ideal

„Über dieses angebliche Ideal, beide arbeiten Vollzeit und sind glücklich dabei, kann ich nur lachen“, sagte die Arbeitsministerin der ZEIT. Die SPD müsse umdenken.

7. Januar 2015  10:53 Uhr 

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles will die Grundlagen der SPD-Familienpolitik neu definieren. Dass in einer Beziehung beide Vollzeit arbeiten, sei „über die Jahre die Zielvorstellung, ja geradezu die Idealisierung der SPD gewesen“, sagte die Ministerin in einem Interview mit der DIE ZEIT. „Mittlerweile begegne ich aber immer mehr Menschen, die sich sorgen, dass die Arbeit alles andere in ihrem Leben erschlägt“, sagte Nahles. Diese Menschen würden gern Teilzeit arbeiten oder auch mal von zu Hause aus.  „Die wünschen sich mehr Flexibilität.“

Darauf müsse eine Partei wie die SPD Antworten geben. „Wie wollen wir als Arbeiterpartei unsere Rolle in der modernen Arbeitswelt definieren? Darum geht es“, sagte die Sozialdemokratin. Sie wolle daher in diesem Jahr die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Mittelpunkt ihrer Politik stellen.

„Viele Mütter und Väter merken einfach, dass die moderne Arbeitswelt die Belange der Familien viel zu wenig berücksichtigt“, sagte Andrea Nahles. „Man bekommt doch kein Kind, nur um dann damit beschäftigt zu sein, es irgendwie wegzuorganisieren, weil man arbeiten gehen muss.“ Nahles weiter: „Über dieses angebliche Ideal, beide arbeiten Vollzeit und sind glücklich dabei, kann ich nur lachen. Es ist für viele Paare schlicht eine Überforderung.“

Auch Leute mit geringen Einkommen sollen flexibler arbeiten können

Die Arbeitsmarktpolitik sei immer noch „sehr stark von der Logik der Massenarbeitslosigkeit geprägt“, sagte Nahles. „Wir müssen es schaffen, dass auch Leute mit niedrigeren Einkommen die Möglichkeit haben, in bestimmten Phasen ihres Lebens weniger zu arbeiten, in anderen wieder dann mehr.“ Sie habe einige Ideen und Instrumente im Kopf, die  „die Selbstbestimmung – die Frage, wann man wie viel arbeitet – ein Stück weit erhöhen würden“.

Über ihre eigene Situation als Mutter und Ministerin sagte Nahles: „Die räumliche Trennung zwischen Berlin und meinem Zuhause macht es mir auch ein Stück weit leichter.“ In Berlin könne sie es sich erlauben „bis zum Umfallen“ zu arbeiten. Dafür habe sie dann mehr Zeit zu Hause. Schwierig sei es hingegen, wenn sie merke, dass sie nicht pünktlich zu Hause sein könne: „Es setzt mich wahnsinnig unter Druck, wenn die wenige Zeit, die ich mit meiner Familie habe, auch noch beschnitten wird.“

Quelle ZEIT ONLINE, mpi

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